Um generelle Fragen zu Sportverbänden loszuwerden, war der Präsident des DCSV (Deutscher Calisthenics und Streetlifting Verband e.V.) als Gast da. Das gab uns die Gelegenheit von seinen Erfahrungen einer Verbandsgründung zu profitieren.

Protokoll

TOP 1 Weg zur Verbandsgründung (Erfahrungsbericht des Präsidenten des DCSV)
TOP 2 Konkrete nächste Schritte (Vorstellung einer gemeinsamen Arbeitsplattform | Kernfragen der Verbandssatzung | Arbeitsgruppen
TOP 3 Nächste Termine | Deadlines

Zu TOP 1:
Chris Konushevci umreißt kurz die Verbindung zum DCSV (Deutscher Calisthenics und Streetlifting Verband e.V.). Er hat den Gründungsprozess mitbegleitet. Auf seine Einladung ist als Gast der Präsident des DCSV David Gwizdz erschienen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmenden stellt sich auch David Gwizdz vor. Er begrüß die Gründungsinitiative. Im Vorfeld hat David Fragen erhalten, auf welche er einzeln eingeht.

  1. Welche Vorteile bringt eine Verbandsgründung? David beantwortet die Frage mit dem Gründungsprozess des DCSV. Calisthenics hatte sich als Sportart 2007 geformt. Seit 2011 war die Sportart durch mediale Berichterstattung auch in Deutschland populär geworden. Es war in dem Zeitraum nicht klar, zu welchem Bereich der Sport gehören soll. Erste Initiative „Calionesix“ entstand. Diese Initiative setzte sich für die Interessen der Szene sowie den Bau von Sportanlagen ein und bot die ersten Workshops an. Aus der ersten Initiative ist gegen 2018 die Idee eines Verbands entstanden. Die Initiative hat sich dafür ausgesprochen, dass ein Verband den Sport zielgerichteter voranbringen würde. Die Gründung des Verbands in der Rechtsform e.V. erfolgte in einer kleinen Gruppe. Formaler Gründungsprozess sollte schnell erfolgen. Im Nachgang sollten weitere Akteure eingeladen und der Community Beteiligungsmöglichkeiten geboten werden.

    Anfänglich wurde Eintragung als e.V. jedoch abgelehnt. Der Name des Vereins würde nach Ansicht des Amtsgerichts über den Vereinszweck hinwegtäuschen. Mitglieder sollten juristische Personen sein, keine (ausschließlich) natürlichen. Im weiteren Verlauf wurden daher juristische Personen gesucht, welche dem Verband beitreten würden. Auf Nachfrage eines Teilnehmers, ob aus jedem Bundesland eine juristische Person beitreten müsse, antwortet David, dass es seiner Erfahrung nach nicht zwingend erforderlich sei. Entscheidung, ob Verein unter diesen Voraussetzungen eingetragen wird, hängt aber vom Amtsgericht ab.

    Laut David hatte sich der Verband zusätzlich dazu entschieden, Einzelpersonen als „aktive Mitglieder“ zuzulassen. Das sei besonders wichtig, um einzelne, gewichtige Meinungen aus der Szene zu berücksichtigen. Es wird eine Nachfrage bezüglich des Stimmrechts gestellt. David erläutert daraufhin die Struktur des DCSV.

    Das Stimmrecht ist gestaffelt – je nach Größe des Mitgliedsvereins. Einzelpersonen können nicht am Verbandstag teilnehmen, als Lösung für eine Beteiligungsmöglichkeit wurde „Aktivmitgliederversammlung“ geschaffen. Bei dieser Versammlung entscheiden die aktiven Mitglieder über den Vorstand, welcher wiederum am Verbandstag teilnehmen darf. Die Größe des Vorstandes richtet sich nach Anzahl aktiver Mitglieder. Unternehmen haben lediglich eine Stimme und damit ein ausgewogenes Stimmgewicht beim Verbandstag.

    Struktur des DCSV

  2. Wer hat den Verband gegründet? Wie wurde die Community beteiligt?

    Laut David erfolgte die Gründung des Verbands aus der Not heraus in einer Stadt. David betont, dass die bundesweite Einbindung der Gruppen und Vereine besonders wichtig ist. Aus den Erfahrungen der Gründung teilt David mit, dass der formelle Part nicht zu unterschätzen sei. Anders als bei der Gründung des DCSV e.V. wäre es aus Davids Sicht wichtig, durch regelmäßige Treffen und Arbeitsgruppen möglichst große Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen. Vor der Gründung des DCSV e.V. trafen die formulierten Ziele uns Statements teilweise auf Widerstand aus der Szene. Einzelne Gruppen und Personen fühlten sich durch schnelle Gründung nicht abgeholt. Die Argumente aus der Calisthenics- Community waren unter anderem, dass die Gründung des Verbands aus persönlichem Interesse erfolgen würde, die Finanzierung des Verbands nicht möglich und nicht durchdacht wäre, oder, dass ein Verband nicht ausschließlich von Ehrenämtlern geführt werden könne etc. Laut David waren alle Bedenken schnell aus dem Weg geräumt: Es ist ein partizipativer Ansatz. Beim Gründungsprozess kann sich jeder beteiligen. Bezogen auf den Parkourverband wurde festgehalten: Die Rollen sind bei uns noch nicht vergeben. Jede und jeder kann eine beliebige Aufgabe übernehmen. Zudem können sich alle auf die jeweiligen Posten bewerben. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine Hierarchie, alle haben die gleiche Stimme. Die Lösung ist zudem, auch mit Einzelpersonen immer wieder ins Gespräch zu gehen. Gruppen, die sich anfangs nicht beteiligen möchten, sollen keinesfalls ignoriert werden. Beteiligungs- und Gründungsprozess muss immer offen und transparent sein. Es sollte zu jedem Zeitpunkt die Möglichkeit geben, sich zu engagieren.

  3. Welche Hauptaufgaben hat der DCSV e.V.?

    David erläutert die Aufgaben des DCCS e.V. Hauptsächlich betrifft die Verbandsarbeit:

    1. Vernetzung und Förderung der Community
    2. Beratungsleistungen (Formulare etc.)
    3. Workshops (bspw. Kooperationen mit der Stadt)
    4. Wettkämpfe (Bsp.: Deutsche Meisterschaft)
    5. Aus- und Fortbildung

    Kommerzielle Angebote bestehen laut David weiterhin. Athleten, die durch diese Sportart Geld verdienen, konnten anfangs nicht abgeholt werden. Mit Blick auf den Parkourverband können wir festhalten: Wir bieten immer wieder an, sich mit Ideen oder auch konstruktiver Kritik zu beteiligen. Kommerzielle Angebote werden auch weiterhin bestehen. Es ist aber nicht unser Ziel, damit zu konkurrieren, sondern vielmehr Vereinen und losen Gruppen eine zentrale Anlaufstelle für eine Vielzahl von Fragen und Wünschen zu bieten.

  4. Warum ist der Satzungszweck des DCSV e.V. so ausführlich?

    Laut David sollten möglich viele Aufgaben und Facetten der Sportart abgedeckt werden. Ein so ausführlicher Satzungszweck sei jedoch nicht unbedingt erforderlich. Dieser Punkt sollte im Hinblick auf den Parkourverband in einzelnen Arbeitsgruppen noch einmal diskutiert werden.

  5. Muss der Verband Mitglied im DOSB sein?

    Laut David ist das keine Voraussetzung. Der DCSV ist (noch) kein Mitglied im DOSB. Die Grundvoraussetzungen sind die größte Hürde (min. 10.000 Mitglieder in 8 Bundesländern -> 8 Verbände). Man sollte im Vorfeld klären, ob es Vorteile bringt. Auf lange Sicht wäre eine Vernetzung mit anderen Verbänden („Randsportarten“) sinnvoll. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch kein Thema. Nach einer Rückfrage zu Strukturen im DOSB wird eine Diskussionsrunde eröffnet. Es werden Erfahrungen zu kommerziellen Gruppen und Anbietern ausgetauscht (parkourone, parkour.org etc.). Vertreter aus Dresden äußern zudem den Wunsch, in ihrer Stadt Ansprechpartner für den Parkoursport zu sein. Aktuell gibt es in Dresden noch keinen Verein, jedoch teilweise kommerzielle Parkour-Angebote. Alle Teilnehmenden sind sich einig, dass man sich mehr Austausch in der Szene wünscht – auch dann, wenn neue kommerzielle Angebote entstehen.

TOP 2:
Als Arbeitsplattform wird „Mattermost“ vorgestellt. Exemplarisch wird ein Kanban Board gezeigt und die Möglichkeit, sich in einzelnen Channels und Arbeitsgruppen auszutauschen. Die einzelnen Funktionen werden kurz gezeigt.

Die nächsten Ziele sind:

  • Jede/r hat sich bis zum nächsten Treffen mit Mattermost vertraut gemacht und findet sich zurecht
  • Dresden geht in den Austausch mit der Community und organisiert sich
  • Jay wird in Karlsruhe Projekt besprechen
  • Die Informationen zur Initiative werden in einzelnen, privaten Gruppen gestreut
  • Der E-Mail-Verteiler wird geteilt, sodass alle die Kontaktdaten von Interessierten hinterlegen können

  • Auf Mattermost soll in einer Gruppenarbeit ein erster Satzungsentwurf entstehen, welcher beim nächsten Treffen diskutiert wird
  • Für ein späteres Treffen zu den Erfahrungen mit dem DOSB werden ggf. Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Cheerleading und Cheerdance Verband eingeladen. Ein weiterer Erfahrungsaustausch ist gewünscht